ca. 97 km

Am nächsten Morgen machten wir uns ohne Gepäck auf die restlichen gut 20 km zum Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Die Fahrradtaschen durften wir im Camp-Office lassen, um sie auf dem Rückweg wieder mitzunehmen. Die Straße war zu dieser Zeit nur bis zum nächsten kleinen Ort Te Paki geteert, dann begann der Schotter. Er war fest und gut befahrbar, die Straße hatte aber besonders in den Kurven starkes seitliches Gefälle. Man musste mit dem Rad sehr aufpassen, dort nicht mit dem Schotter ins Rutschen zu kommen. Seit 2010 ist die Route nun geteert, wie diese Seite aus Neuseeland auch in einigen Bildern dokumentiert. Für den Radler sicherlich ein großer Vorteil, allerdings hat dies auch stärkeren Autoverkehr zur Folge. Viele Touristenbusse sind auf dieser Route unterwegs.

Der Weg ist wie fast überall durch einiges Auf und Ab gekennzeichnet. Angekommen am Cape Reinga war ich aber doch erstaunt, wie hoch wir uns über dem Meer befanden. Die Straße endet auf satten 200 Höhenmetern, das Kap ist durch die massive Felsbewehrung gut vor schneller Erosion geschützt. Dass diese aber dennoch stattfindet, erkennt man beim Blick vom Leuchtturm in die Tiefe. Die Klippen werden pausenlos vom Meer umtost. Dort wo sich Tasmanische See und Pazifischer Ozean treffen, laufen die Wellen im Meer direkt aufeinander zu und brechen dabei auf offener See. Dieser Punkt nennt sich Columbia Bank - es ist ein wirklich ganz besonderes Schauspiel.

Auf der westlichen Seite, ca. 5 km entfernt, liegt das Cape Maria van Diemen, eher weich und dünenartig geformt, aber ebenfalls aus felsigem Fundament. Es trug an diesem Tag eine Wolkenkappe, die sich zwar bewegte und beim hinabströmen auflöste, von hinten aber permanent Nachschub erhielt. Dazwischen eine kilometerlange Bucht mit feinstem Sandstrand. Auf dem Cape Reinga Coastal Walkway kann man dieses Stück erkunden, er führt sogar noch weiter bis zur Ninety Mile Beach. Wir ließen uns viel Zeit, diesen faszinierenden Rundblick auf uns wirken zu lassen und immer neue Details zu erkennen. Aber irgendwann war die Zeit gekommen, den Rückweg anzutreten, wir hatten noch eine gute Strecke vor uns.

Zurück in Waitiki Landing legten wir erst einmal eine Rast ein und stärkten uns, bevor wir unser Gepäck wieder aufluden. Vollgepackt ging es nun auf der Teerstraße erstmal berghoch über den hügeligen Rücken am Parengarenga Harbour entlang. Dabei wurde mir erst klar, wie leichtfüßig wir die alles andere als flache Strecke zum Cape Reinga genommen hatten. Als wir die Häuser von Te Kao wieder sahen, hatten wir gut ein Drittel des Abschnittes geschafft. Als wir auf die Uhr schauten, beschlossen wir, nur noch zum Trinken kurz anzuhalten. Wir legten ein ziemliches Tempo vor, da es schon später Nachmittag war. Das Wetter spielte auch an diesem Tag mit, und so erreichten wir nur eine gute Stunde später Pukenui. Im dortigen Groceries Store füllten wir unsere Vorräte vor dem Weihnachtstag nochmal auf. Anschlie�end waren es nur noch ein paar Kilometer zu radeln, der Abzweig zum Houhora Harbour war schnell erreicht. Auf dem Camp waren zwar die schönsten Plätze schon besetzt, aber wir fanden noch etwas und genossen die dortige Südsee-Szenerie am Heiligen Abend sehr.

Camping Pukenui und Houhora Heads auf OpenStreetMap

Waitiki Landing - Cape Reinga - Houhora Harbour