ca. 87 km

Als wir am Vorabend die Route für diesen Tag planten, fiel uns zum ersten mal auf, dass die Strecke nach Franz-Josef-Glacier mit 26 km zwar kurz, aber mit 3 großen Anstiegen gespickt ist. Hier schiebt sich ein Vorgebirgsblock wie eine große Barriere bis zur Tasmanischen See. Er ist so groß, dass er von zwei Flüssen zerschnitten ist, die wir beide queren mussten.

Hinter Fox Glacier steigt die Strecke sofort an, wir mussten uns am ersten Antieg von 160 auf über 400 Höhenmeter durch diverse S-Kurven hinauf kämpfen. Ich war überrascht, wie gut wir hier hochkamen, am Ende dieser Tour waren wir offenbar gut in Form. Sofort ging es hinunter zum Waikukupa River, zum Teil in engen Serpentinen. Bei der Überquerung des Flusses ist man auf knapp unter 200 m, und es geht gleich wieder bergauf. Der zweite Anstieg ist nicht ganz so heftig, aber auf dem Sattel ist man wieder über 400 m hoch. Hinunter zum Omoeroa River geht es entlang einer steilen Bergflanke, die Brücke ist etwa auf 250 m Höhe. Wir spannten unsere Muskeln schon für den nächsten Kraftakt an, aber der dritte Anstieg war vergleichsweise harmlos. Dank eines kleinen Seitentales muss man nur wenig über die 300 m hinaus und ist bald auf der kurvigen Abfahrt.

Kurz vor dem Erreichen der Ebene fing sich mein Begleiter noch einen Plattfuß ein. Als dieser repariert war, durchquerten wir die Ebene bis zum großen Waiho River, der vom Franz Josef Gletscher gespeist wird. Direkt nach der Brücke war der Ortseingang von Franz Josef Glacier erreicht. Dieser Ort ist stark zersiedelt, einen Ortskern konnten wir allenfalls in dem touristisch geprägten Teil direkt am Waiho River ausmachen. Wir zogen ins nächste Cafe ein, selten habe ich dies so genossen wie in dieser einsamen Gegend. Die Rast hatten wir uns redlich verdient. Wir überlegten einige Zeit, ob wir noch weiter fahren sollten. Da uns beiden während dieser insgesamt kühlen Neuseeland-Tour der Sinn überhaupt nicht nach Gletscher-Sightseeing stand, entschlossen wir uns, wieder aufzusatteln.

Es galt bis zum nächsten Camp in Harihari zwar noch den Mount Hercules zu bezwingen, aber den würden wir auch noch schaffen. Zunächst ging es entlang von Lake Mapourika und Lake Wahapo durch flachwelliges Gelände. In Whataroa lud uns ein kleines Straßencafe zur Rast ein. Hier hatte ich zum ersten mal seit Lake Hawea wieder Handy-Empfang und konnte verspätete Neujahrsgrüße in die Heimat schicken. Frisch gestärkt starteten wir in den letzten Abschnitt, der noch für ein ganzes Stück einfach zu radeln ist. Im Zickzack ging es auf die große Brücke über den Whataroa River zu, das Wetter wurde zusehends besser und der Blick auf die Südalpen war frei.

Als wir dann den Anstieg zum Mount Hercules erreichten, waren wir zunächst überrascht, wie zügig und in welch hohem Gang wir die vielen S-Kurven nehmen konnten. Wir hofften schon, so über den Berg zu kommen, aber in einer großen Serpentine mussten wir dann doch in den niedrigsten Gang zurückschalten. Der letzte Kilometer des Anstieges ist anstrengend, obwohl es nicht einmal bis auf 200 m Meereshöhe geht. Am Scheitelpunkt angekommen konnten wir die letzten km nach Harihari gemächlich ausrollen lassen.

Das Camp im Ort bestand aus einer kleinen Wiese vor dem örtlichen Pub, ohne Zaun und direkt an der Straße. Da wir neben einem Motorbike die einzigen Gäste waren, hatten wir das Areal praktisch für uns. Der Besitzer handhabte alles vollkommen unkompliziert. Was war es für ein Genuß, als wir uns am Abend noch ein paar Dosen Bier besorgen und damit einen entspannten Abend und eine gute Nacht am SH 6 in Harihari verbringen konnten.

Camping Harihari Motor Inn auf OpenStreetMap

Fox Glacier - Harihari