ca. 76 km

An diesem Morgen war es genauso kalt wie am Vorabend, aber das Wetter war schlechter, es war stark bewölkt und windig. Es ging über Morar nach Mallaig, zwar ein wenig hügelig, aber ohne nennenswerte Steigungen. Allerdings nieselte es immer wieder ganz fein, hörte wieder auf, und bei der Ankunft in Mallaig blies ein kalter Wind vom Meer hinein. Ich wollte eigentlich vor dem Hafengebäude auf die Fähre nach Skye warten, aber draußen begann ich zu frösteln. Auch auf der Fähre hatte ich überhaupt keine Lust, draussen zu fotografieren, es war die einzige Überfahrt, die ich im Inneren des Schiffes verbrachte.

Nach der kurzen Überfahrt empfing uns ein Dudelsackspieler am Anleger von Armadale. Der Anlass war mir nicht klar, es waren irgendwelche Festivitäten im Gange, es war überall ausgeflaggt. Nun war ich also auf der verheißungsvollen Insel Skye. Da das Wetter sich hier etwas freundlicher zeigte, konnte ich gleich ein paar Fotos machen. Ein kurzer Abschnitt führte mich zu Beginn am Fuss einer Steilküste entlang. Ich bemerkte, dass diese Aufheiterung nur von kurzer Dauer war, es zogen immer wieder Schauerwolken nach. Bis zum Verlassen der Meeresküste bei Seesaig / Teangue ist es nur etwas hügelig, danach geht es über einen 80 m hohen Sattel und wieder zur Küste hinunter nach Isleornsay.

Ich erhaschte immer wieder einen Blick auf die gegenüber liegenden Berge des Festlandes am Sound of Sleat. Bei Kinloch geht es aber endgültig ins Inselinnere hinein. Dieser Sattel ist zwar langgezogen, bleibt aber in der absoluten Höhe sogar unter 80 m und ist nur an einer Stelle etwas steiler. Ausgerechnet hier erwischte mich der heftigste Schauer der ganzen Tour. Die Regentropfen fielen fast waagerecht, es prasselte seitlich auf mich ein. Auf der Höhe war der Regen schon wieder vorbei, rechts war ich trocken, links meine Radelhose komplett durchnässt.

Auf der windigen Abfahrt zur Nordküste von Skye wurde mir deswegen schnell kalt. In Broadford sah ich ein schönes Cafe in einem alten Steinhaus und genoss das heisse Getränk ausnahmsweise mal im vollbesetzten, warmen Innenraum. Trotz längerer Pause wurde ich nicht ganz trocken, aber es war mir einfach zu früh, um auf dem nahegelegenen Campingplatz die Etappe zu beenden. So schwang ich mich leicht fröstelnd wieder aufs Rad und hoffte inständig, dass mich kein weiterer Schauer ereilt. Der Himmel sagte mir aber etwas ganz anderes, mit der Einfahrt auf die Küstenstrasse zogen immer dunklere Wolken heran und man sah es in der Ferne schon regnen. Ich rechnete also damit, dass es jederzeit wieder losgehen könnte.

Ich war hier zwar auf einer grossen Strasse, aber Unterstände gab es weit und breit keine. Nach der Fahrt entlang der Meerenge gegenüber der Insel Scalpay bog ich links in den Loch Ainort ein - und staunte nicht schlecht. Ich war in einer Kulisse von glattgehobelten Berggiganten, die sich zur Gruppe der fast 1000 m hohen Cuillin Hills zusammenrotteten. Die dunklen Wolken schienen etwas mit ihnen zu tun zu haben. Nachdem ich ein Stück in den Fjord hineingefahren war, erkannte ich, wie sich die Autos auf der gegenüberliegenden Seite schnurstracks in die Höhe schraubten, laut Karte auf 130 m - das war mein Weg. Dahinter ragte das perfekt ausgebildete eiszeitliche Kar des 775 m hohen Glamaig auf.

Ich schaute mich nach Alternativen um, und tatsächlich, gegenüber führte auch eine kleine Strasse direkt am Ufer entlang, und laut Karte war es keine Sackgasse. Ich wagte mich auf die Umfahrung, auch wenn es ein Stück länger ist, man muss nur bis auf gut 40 m hinauf, dies gleich am Anfang. Dort passiert die Strasse die Steilküste der Halbinsel Moll und bot phantastische Blicke auf die zurückliegende Strecke und die Berge der anderen Seite. Wieder sah ich von Westen Regen auf mich zukommen, aber ich konnte mich von der schönen Aussicht kaum losreißen. Die Strasse ist durchgehend geteert, zwar alt und rissig, aber für mich die perfekte Route, da ich nur einem Auto begegnete. Am Ende der Schleife traf ich die Hauptstrasse am Isle of Skye Golf Club wieder. Bloß, wo war der Regen?

In Sconser fuhr ich an der Anlegestelle der Fähre nach Raasay in den nächsten Fjord hinein, den Loch Sligachan, an dessen Ende mein angepeiltes Tagesziel lag. Wieder wurde es dunkel und ich sah Regen in der Ferne, wieder passierte nichts. Ich konnte in aller Ruhe mein Zelt auf dem Camp vom Sligachan Hotel aufbauen, mein Essen kochen, und die einmalig schöne Umgebung genießen. Als dann später am Abend die nächste Regenwand auftauchte, verkroch ich mich in mein Zelt, und dann ging es los: stundenlanger prasselnder Regen nonstop. Aber ich war im Trockenen, Glück muss der Tourenradler haben.

Camping Sligachan (Isle of Skye) auf OpenStreetMap

Arisaig - Sligachan / Isle of Skye