ca. 87 km

An diesem Morgen wurde ich durch meine Zeltnachbarn geweckt, die sich angeregt neben meinem Zelt unterhielten. Immerhin konnte ich Sie durch ein lautes vorgetäuschtes Schnarchen erschrecken, Kommentar: "uh, some kind of monster". Dann liess ich mir Zeit, bis die meisten zum Wandern in die Berge nach Glen Coe aufgebrochen waren, um dann langsam meine Sachen zu packen. Es folgte ein herrlicher Sonnentag dem anderen, kaum zu glauben, dass ich in Schottland war. Ich hatte an diesem Tag keine schwierige Route vor mir, laut Karte musste es vor allem bergab gehen. Auf den ersten 8 km nach Crianlarich radelte ich locker entlang des River Fillan von 230 m auf 160 m Höhe hinunter.

Dieser Ort ist ein Bahnknotenpunkt, die von Süden kommende Strecke teilt sich hier auf beide Talseiten auf. Die Strecke auf der nördlichen Talflanke führt über den Loch Tulla (siehe Route vom Vortag) nach Fort William. Die Parallelstrecke auf der südlichen Talseite geht nach Oban. In die entgegengesetzte Richtung nach Osten führt nur eine Strasse, talabwärts über den Loch Tay bis zur Ostküste Schottlands. Ich bog hier zusammen mit der Bahnlinie nach Süden ab. Es ist ein interessanter Streckenverlauf, denn um zum River Falloch zu gelangen, muss man hier eine Talwasserscheide überqueren, die den Radler noch einmal kurz auf 190 m Höhe hinaufbringt. Danach geht es etwas steiler bergab. Ich konnte ohne weitere Anstrengungen bis zum Loch Lomond rollen und dabei die Aussicht auf die wolkenfreien Berge geniessen.

Nach 22 km hatte ich Ardlui am Nordende des Loch Lomond erreicht und war damit knapp über Meereshöhe. Die Strasse führt nun zum größten Teil ganz dicht am Seeufer entlang und bietet dabei wunderbare Ausblicke auf die Umgebung. Meist ist das Ufer mit Bäumen bestanden, was in Schottland nicht so typisch ist. Die Strasse ist dabei sehr kurvig und zum Teil eng, der Strassenbelag deutlich schlechter als auf meinen bisherigen Strecken. Das macht das Fahren im Gegenverkehr, besonders bei nahenden LKW, nicht sonderlich angenehm. Ich suchte am Seeufer nach einem schönen Cafe, um die Umgebung in Ruhe zu geniessen. Ich fand zwar eines, aber das hatte ein sehr royales Ambiente, da passte ich mit meinem Radel-Outfit nicht so richtig hinein.

Mir wurde langsam klar, wenn ich das Seeufer bis zum südlichen Ende durchfahre, bin ich fast schon in Glasgow, nahe dem Ausgangspunkt meiner Schottland Radtour - und dies satte drei Tage vor meinem Rückflug. Aus diesem Grund beschloss ich, nach 13 km entlang des Loch Lomond in Tarbet rechts zum Loch Long abzubiegen, um die Umgebung weiter zu erkunden. Aber nicht, bevor ich das Tarbet Hotel bewundert und abgelichtet hatte, das schönste Schloss, das ich auf der kompletten Radtour gesehen habe. Die beiden Seen sind durch einen flachen Sattel miteinander verbunden, auf dem die Strasse nicht einmal bis zur Höhe von 60 m hinauf führt. Von der Anhöhe oberhalb von Arrochar hat man einen schönen Blick auf den Loch Long.

In Arrochar selbst musste ich an der Einmündung zur Hauptstrasse scharf links abbiegen, sonst wäre ich gleich zum Loch Fyne weiter geradelt. So aber konnte ich auf einer kleinen Strasse mit nur wenig Auf und Ab direkt am See entlang fahren. Vollig unerwartet tauchte auf einmal eine riesige Anlage mit Öltanks und Anlegestellen vor mir auf, fernab von jeder Siedlung. Dies machte mir klar, das dieses Gewässer direkt mit dem Meer verbunden sein muss. Hinter dem Finnart Oil Terminal ging es sofort aufwärts auf knapp 100 m Höhe, mein grösster Anstieg für diesen Tag. Hier oben befindet sich der kleine Ort Finnart, in dem ich sogar eine Bahnlinie überquerte. Kurz danach ein grosser Kreisverkehr mitten im Niemandsland, den ich geradeaus in Richtung Garelochhead durchfuhr. Nach einer kurzen steilen Abfahrt war ich auch schon im Ort.

Dort nahm ich die Strasse am rechten Ufer des Gare Loch in Richtung Rosneath. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees konnte ich grosse Industrieanlagen erkennen, die aussahen wie eine Werft. Auf meiner Seite war ich jedoch inmitten schönster Natur. Allerdings wurde es langsam sehr warm, so dass ich in Rosneath in einem kleinen Park neben einer Schule Rast machte. Unter den schattigen Bäumen liess es sich gut aushalten. Dann ging es nochmal kurz bergauf auf 60 m über eine Nase der Halbinsel, bevor ich in Kilcreggan ankam. Mein Ziel war Dunoon auf Argyll, das ich von hier schon erkennen konnte. Direkt übersetzen konnte ich aber nicht. Ich musste zunächst auf die kleine Passagierfähre nach Gourock. Die Verladung meines schweren Rades über den schmalen Steg war hier gar nicht so einfach. Prompt verlor ich dabei meinen Fahrradcomputer, wie ich erst später bemerkte. Das liess beim Weiterfahren etwas meine Motivation kippen.

In Gourock geht dann wieder eine Autofähre nach Dunoon. Insgesamt war ich nur eine halbe Stunde auf dem Wasser. Bei der Ankunft in Dunoon war ich positiv überrascht, der Ort ist sehr schön an der Bucht des Clyde angelegt. So fuhr ich den kleinen Umweg auf der Uferstrasse mit Genuss und bog auf dieser schon in den Holy Loch ein. Dann begann die Suche des Campingplatzes in Invereck. Ich fuhr an der Kreuzung nach Balliemore vorbei, und da ich nichts finden konnte, zunächst ein Stück in Richtung Loch Eck. Damit kam ich aber immer weiter vom Ziel weg. Nach dem Umkehren sah ich dann einen Hinweis, dem ich bis zum Camp folgen konnte. Achtung: manche Karten sind hier missverständlich, nicht den Invereck Caravan Park anfahren, sondern Invereck House. Der Platz selbst ist versteckt hinter Bäumen von der Strasse nicht zu sehen. Die runde Wiese ist für Zelte und Caravans freigegeben und sehr schön angelegt. Ich suchte mir einen Platz im Schatten, da es ein richtig warmer Tag war.

Camping Invereck auf OpenStreetMap

Tyndrum - Dunoon - Invereck