ca. 85 km

Diese Etappe führte auf der Ostseite des East Cape in Richtung Süden und war eine der anstrengendsten auf unserer Tour. Zum Einradeln ging es auf den ersten Kilometern flach parallel zur Küste in den kleinen Ort Te Araroa. Fährt man diese Straße geradeaus weiter, kann man bis zum eigentlichen East Cape weiter radeln, im hinteren Teil der Strecke auf einer Schotterstraße. Wir bogen jedoch in einer scharfen Rechtskurve kurz vor dem Ort auf die Hauptstraße Richtung Süden ab. Und direkt hatten wir die erste Steigung vor uns. Unvermittelt geht es über einen 100 m hohen Sattel hinüber ins Tal des Awatere River, ein breiter verästelter Strom mit weitflächigen Kiesbänken, den man einige Kilometer weiter überquert.

Die Straße führt bald wieder aus dem Tal heraus, so daß wir den nächsten Anstieg auf über 100 Höhenmeter zu bewältigen hatten. Man bleibt für ein Stück auf dieser Höhe, der Straßenrand ist hier abwechselnd immer zu einer Seite bewaldet. In diesem unbewohnten Gebiet geht es dann hinunter zum Maraehara Valley, nur um dieses kurz zu durchqueren. Es ging sofort wieder in einem knackigen Anstieg hinauf auf über 200 m Höhe. Oben angekommen wird man mit einem wunderschönen Rundblick über die Umgebung belohnt. Dabei konnten wir die im Westen stehenden Wolken gut beobachten, die sich wie eine Decke über die Hügel legten und sich dann im Absinken auflösten. Sie kamen nicht zu uns hinüber, so dass wir unter dem wolkenlosen Himmel spürten, wie sich die Tageshitze langsam aufbaute. Auf dieser Höhe fährt man wie auf einem Grat entlang. Es geht mal zur einen und mal zur anderen Seite steil bergab, selbst blieben wir eine ganze Weile auf konstanter Höhe.

Das gefiel uns ganz gut, noch mehr die einige Kilometer lange Abfahrt hinunter nach Tikitiki, einem wie ausgestorben wirkenden Ort mit vorwiegender Maori-Bevölkerung. Peter de Graaf aus Neuseeland hat zu dieser Gegend eine schöne Seite mit interessanten Photos veröffentlicht. Besonders beeindruckt hat mich das gigantische Maori-Kanu in der Nähe von Tikitiki. In einer scharfen 180-Grad Kurve durchquert man den Ort und rollt weiter hinunter zum großen Waiapu River. Für die nächsten 15 km hatten wir erst einmal Ruhe vor den ganz großen Anstiegen, wurden aber immer wieder die Flußterrassen rauf und runter gejagt. Langsam wurde unser Wunsch nach einer Pause immer größer, so bogen wir hinter der Brücke über den Waiapu River links nach Ruatoria ab, dem einzigen größeren Ort auf dieser Route. Unsere Hoffnung nach einem gemütlichen Cafe erfüllte sich wieder nicht, der Ort war in der Mittagshitze ohne jede Aktivität. Wir fanden gerade einmal einen Kiosk, um uns mit Eis und Getränken zu versorgen.

Wir hatten mit ungefähr 50 km schon mehr als die Hälfte der Etappe hinter uns. Nach dem Wiederanrollen schlug uns die Hitze aber voll entgegen, der Rest des Weges war sehr mühsam. Auf dem kurzen Flachstück im Tal hatten wir aufgrund des klaren Wetters einen tollen Blick auf den Mount Hikurangi, mit 1752 m dem höchsten Berg des East Cape, gleichzeitig die höchste nicht-vulkanische Erhebung auf der Nordinsel Neuseelands. Ganz so hoch mussten wir nicht hinaus, die Hauptroute führt aber direkt ins Bergland des East Cape hinein. In einem gewundenen Straßenverlauf geht es über mehr als 12 km nicht ganz so steil, aber unaufhörlich bis auf fast 300 Höhenmeter hinauf. In einer Serpentine fährt man dann in ein kleines Hochtal auf unter 200 m hinunter, um auf den letzten Kilometern nach Te Puia Springs wieder aufzusteigen. Der Ort ist sehr schön in den Bergen auf über 200 m Höhe gelegen und sicher eine Pause wert. Wir hätten uns hier gerne in einem Cafe erfrischt, fanden aber nichts. So fuhren wir weiter in der Hoffnung, dass es von hier nur noch abwärts zum Meer geht.

Da hatten wir uns allerdings getäuscht. Nichts war's mit der Abfahrt. Aus Te Puia Springs heraus führt eine Steigung wieder auf fast 300 m hinauf. Was grundsätzlich nicht schlimm aussieht, hat uns aber an diesem Tag endgültig den Rest gegeben, in der Nachmittagshitze war es wie ein Nackenschlag. Die folgende Abfahrt nach Tokomaru Bay ist im oberen Teil sehr steil, man muss aufpassen und bremsen. Wir waren zwar froh, es hinter uns zu haben, konnten sie aber nicht mehr richtig genießen, sondern wollten nur noch ans Ziel kommen. Wir fanden ein schönes Camp in Tokomaru Bay nicht weit vom Meer, und suchten uns einen schattigen Platz unter einem Baum für unser Zelt. Selten genoß ich es so, mich ausruhen zu können. Am Abend lernten wir ein einheimisches Tourenradler-Paar kennen, das uns ihren Radführer zeigte. Dieser stellte sogar die Höhenprofile der Etappen dar. Und die von heute sah wirklich so schwierig aus, wie sie war: insgesamt �ber 800 m aufw�rts bei flirrender Hitze.

Camping Tokomaru Bay auf OpenStreetMap

Te Araroa - Tokomaru Bay