ca. 80 km

An diesem Morgen war es bedeckt und recht kühl. Es war nicht ganz klar, in welche Richtung das Wetter tendiert, nachdem in der Nacht ein paar Regentropfen gefallen waren. Die Rückfahrt zur Hauptstraße durch die hügelige Dünenlandschaft ist gut geeignet zum Aufwärmen, ohne dass man gleich zu hart einsteigen muss. Zurück am SH 1 machten wir noch einen kleinen Fotostop und bogen dann nach Norden ab, um den äußersten Zipfel Neuseelands par Rad zu erkunden.

Es besteht auch die Möglichkeit, direkt auf der Ninety Mile Beach zum Cape Reinga zu radeln. Bei Ebbe und feuchtem Sand ist die Piste für Autos tragfähig. Bei unseren schmalen Reifen und dem Gewicht des Gepäcks war uns nicht ganz klar, wie gut wir dort durchkommen würden. So entschlossen wir uns für die Safety-first Variante und nahmen die geteerte Straße über den Landrücken. Wir fuhren zunächst auf einfacher Strecke durch Farmland, dann wurde es aber sehr bald für eine ganze Weile kurvig und hügelig. Der Blick zur Küste ist von der Hauptstraße nicht mehr möglich. In einer scharfen S-Kurve auf Höhe des kleinen Ortes Waiharara entdeckten wir ein Cafe und kehrten dort ein. Wir waren ganz in der Nähe des Lake Waiparera, ohne diesen aber zu Gesicht zu bekommen. Trotz dieser schönen Lage hätten wir die Cafepause besser timen können, hätten wir gewusst, welch besonderer Ausblick im nächsten Ort auf uns wartete.

Nach der Einmündung der Cox Road verläuft die Straße geradliniger und ebener. Auf der Höhe von Houhora Heads sahen wir dann auf der rechten Seite einen markanten Felsen und bogen sogleich in diese Richtung ab. Es eröffnete sich ein Blick auf eine wahrlich paradisisch schöne Bucht mit türkisblauem Wasser, die durch einen hohen bewaldeten Felsrücken vom Meer abgeschirmt ist, und in deren Mitte ein herauspräparierter Kalkfelsen thront. Solche Erhebungen hatten wir auf dieser Etappe nicht erwartet. Da wir für diesen Tag andere Pläne hatten, beschlossen wir, auf dem Rückweg im direkt an der Bucht gelegenen Camp einzukehren.

In Pukenui füllten wir noch unsere Vorräte auf, dann nahmen wir die Fahrt wieder auf. Die Strecke führt durch offenes Farmland, es gibt nicht allzu viel Verkehr und die Steigungen halten sich in Grenzen. Auch wenn das Meer selten in Sichtweite ist, führt die Straße nicht weit der nordöstlichen Küstenseite entlang. Der Weg zur Ninety Mile Beach im Südwesten ist länger und durch einen breiten Saum aus Wald ist der Blick zum Meer in diese Richtung versperrt. Die Strecke zog sich dann aber doch in die Länge, weshalb wir im winzig kleinen Ort Te Kao eine Rast zum Eis essen einlegten. Wenn selbst ein solch kleiner Ort in der Karte eingezeichnet ist, dann konnte bis zum Ziel der Reise nicht mehr viel kommen.

Nach einem kurzen Stück stieg die Straße in weiten Kurven wieder an. Die Route führt für eine ganze Weile über die Höhen und ist hügeliger als zuvor. Das Wetter verschlechterte sich, es blies ein kühler Wind, von Osten zogen Wolken und leichter Nieselregen heran. Weiter im Osten blinkten die riesengroßen schneeweißen Dünen des Parengarenga Harbour teilweise noch in der Sonne. Gepaart mit den tiefhängenden Wolken ein geradezu gespenstischer und irrealer Anblick. Ich sehnte mich nach einem schönen warmen Ort zum Campen, aber es war weit und breit nichts zu sehen außer Tierweiden. Die Straße führte uns nochmal in einer weit ausladenden Schleife über die Höhe, von wo aus die Dünen der Kokota Sandspit besonders prächtig zu sehen waren. Wir hatten keinen Hinweis darauf, wie lange die Strecke noch ist. Nachdem es dann nochmal über einen Hügel ging, führte die Straße bergab durch eine sehr scharfe Haarnadelkurve. Rechts ein Fluß, links ein paar Häuser - plötzlich wurde uns klar: das muss es sein. Nach kurzer Nachfrage stellte sich heraus, dass wir tatsächlich das Camp in Waitiki Landing erreicht hatten. Beim Abendessen wurde das Wetter wieder schöner und es hätte ein richtig gemütlicher Abend werden können, wären da nicht die in Schwärmen über uns herfallenden Moskitos gewesen. Selbst das große Elektrogitter vor dem Waschhaus, das bei jeder Mücke einen Funken aufspringen ließ, konnte nicht viel dagegen ausrichten.

Camping Waitiki Landing auf OpenStreetMap

Waipapakauri - Waitiki Landing